Dienstag, 15. März 2011

Seit Tagen herrschte Aufbruchstimmung und reger Mailverkehr, stimmten die beiden Organisatoren, Walter Pokolm auf deutscher und Michel Schneider auf französischer Seite, die letzten Details ab, bis endlich der Reisebus vorfuhr und 29 Schülerinnen und Schüler erwartungsvoll nach Vieux-Condé aufbrachen.

Pünktlich – wie Franzosen es traditionell von Deutschen erwarten – hielt der Bus um exakt 12 Uhr vor dem Collège Jean Jaurés. Mit einer Mischung aus freudigem Hallo und leichter Schüchternheit begrüßten sich die Jugendlichen, die nun erstmals ihren Partnern direkt gegenüberstanden. Schulleiter Pascal Masquelet hieß seinen deutschen Kollegen Hermann-Josef Gerhards herzlich willkommen. Das letzte Treffen der Beiden lag schon einige Zeit zurück. So gab es einiges über die Entwicklung der Schullandschaft zu berichten.

Beim gemeinsamen Mittagessen in der Mensa wurden die Pläne für den Nachmittag besprochen: Der Besuch zweier Blindenhunde mit ihren Trainern stand an. Die Mitarbeiter des „Centre Paul Corteville" boten eine kurzweilige Einführung in die Zucht und Aufzucht sowie die spätere, sehr anspruchsvolle Ausbildung der Hunde. In diese Ausbildungsstätte werden die Rassen Labrador, Golden Retriever und Deutscher Schäferhund bevorzugt aufgenommen. Dabei achtet man primär auf „Leistungslinien" und nicht auf Hunde, die der Schönheit wegen gezüchtet wurden. Besonders große Freude kam bei den jugendlichen Zuhörern auf, als der „Kuschelfaktor" der Hunde ausgelebt werden durfte und die Vierbeiner sich geduldig streicheln ließen.

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Für die deutschen Schülerinnen war das übliche Ende des Schultages mit 17 Uhr recht spät. Für die Franzosen ist dies normal – und auch das anschließende Anfertigen der Hausaufgaben.

Den Abend verbringen die Schüler in ihren Gastfamilien und werden beim Wiedersehen am nächsten Morgen endlos viel zu erzählen haben.


Mittwoch, 16. März 2011

Météo France kündigt an: Kälte am Morgen, Sonnenschein und frühlingshafte Temperaturen ab Mittag! Und die französischen Wetterfrösche behalten Recht.

Pünktlich um 7.30 Uhr steht der Bus bereit und die neue deutsch-französische Gemeinschaft fährt Richtung Lille ab. Ziel ist diesmal eine Einrichtung für Blinde, die dort den Umgang mit ihrem neuen Blindenhund erlernen. Für die Schülerinnen und Schüler gibt es Vorführungen mit ausgebildeten Blindenhunden und auch mit vierbeinigen „Azubis". Nicht nur am Rande ist zu erfahren, dass es in Frankreich eine dreijährige Ausbildung gibt, um Trainer für Blindenhunde zu werden. Eingangsvoraussetzung: Das Abitur!

Beeindruckend ist für alle Jugendliche das „Atelier dans le noir" - ein lichtloser Raum durch den ein zu ertastender und zu erhörender Weg führt. Die anschließende Aufarbeitung lässt deutlich erkennen, was es für alle Wanderer durch die absolute Finsternis bedeutet, nicht mehr das Auge als primären Sinn einsetzen zu können. Mutige Schülerinnen und Schüler erhielten auch die Gelegenheit, mit einer lichtundurchlässigen Augenbinde durch einen hellen Raum zu gehen und dabei nur den Blindenstock und das Gehör zu benutzen. Deutsch-französische Schülerpaare erprobten entsprechendes zu zweit: Großes Vertrauen in den Partner war hierbei geboten.

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Übereinstimmendes Fazit von Angelina Stöck und ihrer Partnerin Manon Dupont war: Mit welcher Konzentration müssen Blinde durchs Leben gehen, um keinen Schaden zu erleiden.

Der Kühle des Vormittags folgte die Sonne beim nachmittäglichen „Shoppen" - Schüleraustausch zwischen unserer Schule und dem Collège Jean Jaurés lässt eben auch Raum für private Aktivitäten.


Donnerstag, 17. März 2011

Der dritte Tag des Schüleraustausches zeigt die erwarteten Ergebnisse: Die deutschen und französischen Schüler haben zusammengefunden und kommen recht vergnügt zur Schule – bzw. werden von „Taxi Mama" gebracht.

Ein deutscher Schüler ist während der Nacht erkrankt. Seine Gasteltern haben sich schon liebevoll um ihn gekümmert, den Arzt gerufen und die Medikamente geholt. Damit der Schüler aber seine Kameraden nicht ansteckt, beschließen wir, dass er an diesem Tag besser das Bett hüten soll. Sein französischer Partner ist sofort bereit, ihm Gesellschaft zu leisten, obwohl er lieber mitgefahren wäre....

Heute steht die Fahrt nach Arras und der Besuch der unterirdischen Steinbrüche an. Zuerst sind die Schülerinnen recht skeptisch: Warum sollen wir einen Steinbruch im Rahmen des Schüleraustausches besichtigen? Doch dann folgt eine überaus beeindruckende Führung. Unter Leitung der französischen Lehrkräfte Michelle Coarelli, Anne Valcke und Michel Schneider fahren die Schüler mit dem Aufzug 20 Meter in die Tiefe und betreten eine feuchte und 11 Grad kalte, fast finstere Welt. Diese Kalksteinbrüche „Carrière Wellington" wurden bereits im Mittelalter angelegt, um Baumaterial für Häuser und Kirchen zu erhalten. Anschließend gerieten sie in Vergessenheit und wurden erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt. Gleich zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewannen sie große militärische Bedeutung. 24 000 Soldaten der alliierten Verbände verbrachten dort eine Woche, bevor sie den Überraschungsangriff auf die deutschen Stellungen starteten. Schaurig und beeindruckend ist es für die deutschen und französischen Schülerinnen, deren Vorfahren sich in mehreren Kriegen wechselseitig umbrachten, nun Hand in Hand durch die spärlich erleuchteten Gänge zu gehen, aus Lautsprechern die Stimmen der Soldaten zu hören, Projektionen alter Fotos zu sehen und ein Gefühl für die Enge und die Angst der jungen Männer zu entwickeln. Eine hervorragende Aufbereitung historischer Gegebenheiten für die junge Generation von heute!

Das Picknick zu Mittag war von den französischen Müttern reichlich vorbereitet worden und schmeckte köstlich.

Der Nachmittag war der Stadtbesichtigung von Arras in kleinen Gruppen vorbehalten und bot somit reichlich Gelegenheit, auch die Geschäfte von innen zu betrachten und sich über das Präsentierte auszutauschen – eben „Shoppen" zu gehen. Dabei trafen unsere Schüler auch auf eine Gruppe aus Bergisch-Gladbach, die noch einige offene Fragen im Rahmen der Stadtrallye zu beantworten hatten. Was lag näher, heimlich die Lehrer der anderen Gruppe zu fragen?

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Gegen 17 Uhr traf die deutsch-französische Schülergruppe wieder am Collège in Vieux-Condé ein. Für die betreuenden Lehrer war es ein sichtbarer Erfolg, die jeweiligen Partner zu den wartenden Autos der französischen Eltern gehen zu sehen. Dort wurden die Kinder und die „deutschen Kinder auf Zeit" begrüßt und nach den Ereignissen des Tages ausgiebig befragt – eben ein typisches Familiengeschehen.


Freitag, 18. März 2011 – der Tag des Abschieds

Der letzte Tag des Schüleraustausches ist traditionell dem Rückblick und dem größeren Verbrauch an Taschentüchern gewidmet.

Vormittags versammeln sich die Schülerinnen und Schüler in der Bibliothek des Collège. In seiner Ansprache betont unser Schulleiter, Hermann-Josef Gerhards, das hervorragende Engagement der deutschen und französischen Lehrkräfte, um den Schüleraustausch nun schon seit fast 20 Jahren alljährlich mehrmals durchführen zu können. Er dankt besonders Michelle Coarelli, Anne Valcke und Michel Schneider sowie Emira Sejdiju und Walter Pokolm, die auch diesmal wieder ein interessantes und lehrreiches Programm entwickelt und „mit Herzblut" begleitet haben. Tag und auch bei Nacht standen sie den Schülerinnen und Schülern und auch den Gasteltern zur Verfügung, wenn ein kleines Leid einer großen Behandlung bedurfte.

Hermann-Josef Gerhards hob als Schulleiter hervor, dass der Schüleraustausch immer einem Bildungsanspruch gerecht werden muss: Diesmal war es der Umgang der Gesellschaft mit behinderten, blinden Menschen und die Vergänglichkeit von „Völkerfeindschaften", die angeblich ewig währen. Ein weiterer Mosaikstein des großen Werkes der deutsch-französischen Freundschaft wurde hinzugefügt.

Gemeinsam folgten Pascal Masquelet als französischer Schulleiter und Hermann-Josef Gerhards dem Aufruf der Schulministerin von NRW, Sylvia Löhrmann, und luden die Schülerinnen und Schüler zu einer Schweigeminute (minute de silence) ein. Vorher wurde altersgemäß an das große Leid, das durch das Erdbeben und die nukleare Bedrohung über das japanische Volk hereingebrochen ist, gedacht. Nachfragen der Schüler zeigten deutlich die Betroffenheit und den angemessenen Umgang mit der belastenden Situation.

Der Vormittag war für die gemeinsame Arbeit in gemischten Gruppen vorgesehen. Die Lehrer hatten Arbeitsblätter in deutscher und französischer Sprache erstellt, die zur Wiederholung und Vertiefung der vergangenen Tage Anlass boten. Gemeinsam gingen die deutschen und französischen Schüler ans Werk und tauschten dabei ihre Erfahrungen der Begegnungstage aus.

Das letzte gemeinsame Mittagessen in der Mensa des Collège Jean Jaurès mochte noch so kulinarisch angerichtet sein, die aufkommende Wehmut konnte es nicht verhindern. Um 14 Uhr hieß es Abschied nehmen und in den Bus einsteigen. Dabei kamen die bereits erwähnten Taschentücher durchaus zum Einsatz.

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Schön, dass die neuen französischen Freundinnen und Freunde im April zum Gegenbesuch nach Niederzier kommen und auch am Schulvarieté (Freitag, 8. April) wieder teilnehmen werden.

Alors: A bientôt!

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